Internationaler Frauentag

Rente statt Rosen: Eine alltägliche Zustandsbeschreibung und grüne Perspektiven – oder das Missverhältnis von Arbeit und Einkommen bei Frauen (und ergo der Rente im Alter)

Rente statt Rosen lautete das Motto der Veranstaltung von Bündnis 90/DIE GRÜNEN zum Internationalen Frauentag, die im Ristorante Venezia in Erlenbach stattfand.

Kreis- und Fraktionsvorsitzende Marion Becker machte in ihrem Impulsreferat eindrücklich auf den immer noch großen Unterschied zwischen den Renten für Männer und denen für Frauen und deren Ursachen aufmerksam. Die Armut im Alter sei weiblich. Der entscheidende Bruch in der finanziellen Absicherung ist, wenn sich Frauen für Ehe und Familie entscheiden. Immer noch seien es mehrheitlich die Frauen, die sich wegen Hausarbeit und Kindererziehung ganz oder teilweise aus dem Erwerbsleben zurückzögen. Jeder berufliche Ausstieg bedeute auch Stillstand in der beruflichen Entwicklung und Entqualifizierung der einmal erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen. Männer in der gleichen Lebensphase betrieben dagegen ihre berufliche Laufbahn und Karriere.

Einerseits sind junge Frauen im Alter zwischen 25 und 30 Jahren vor der Ehe heute in der Lage, ein Existenz sicherndes Einkommen zu erzielen, andererseits sinkt dies Quote mit zunehmendem Alter. Im Alter zwischen 50 und 60 Jahren erzielen nur noch etwa ein Drittel der berufstätigen Frauen ein Einkommen, von dem sie unabhängig leben können. Demgegenüber können 90% der berufstätigen Männer zwischen 30 und 55 Jahren ihren Lebensunterhalt durch eigenes Einkommen sichern. Geringere Löhne für mehrheitlich von Frauen ausgeübten Berufen kombiniert mit einem teilweisen oder ganzen Ausstieg aus dem Erwerbsleben schmälerten die Rentenansprüche derart, dass Frauen im Alter davon nicht leben könnten.  Die selbst erworbenen Rentenansprüche liegen durchschnittlich etwa 500 Euro niedriger als die von Männern. So liegt die durchschnittliche Männerrente bei 1210 Euro, die für Frauen bei 730 Euro im Monat.  Und dies sei hervorgerufen durch die unterschiedlichen Lebensentwürfe mit Erziehungszeiten und Teilzeitarbeit.
Besonders schwierig sei dabei die Lage der Alleinerziehenden. Verschärft habe sich die Lage für die Frauen auch in der Coronapandemie.

Um die Lage für die Frauen zu verbessern, fordert Marion Becker die Erhöhung der Rentenpunkte auf 55, die Hochrechnung des Teilzeitlohns während der gesetzliche Erziehungszeiten für die Rentenversicherung, die Krankenversicherung und die Arbeitslosenversicherung, den Wegfall des Ehegattensplittings und der Steuerklassen 3 und 5. Außerdem sollten Subventionen aus Steuermitteln nur an Betriebe und Arbeitgeber gezahlt werden, die Frauenförderpläne und eine Quotierung bei den Führungspositionen nachweisen können. Wichtig sei auch der steuerliche Abzug für den Aufwand und die Kosten der Kinderbetreuung. Junge Frauen beteuerten ihr gegenüber immer wieder, dass sie glauben, emanzipiert zu sein. Dies sei ein Trugschluss. Leider würden die Zahlen eine andere Sprache sprechen. Ändert sich die Situation nicht wesentlich, so dauert es noch 100 Jahre, bis die vollständige Gleichstellung von Frauen und Männern erreicht wird. Dies machte der Gender-Pay-Gap Report, der in diesem Jahr veröffentlicht wurde, deutlich 

In der darauffolgenden Diskussion, an der sich sowohl Frauen als auch Männer sehr engagiert beteiligten, plädierten die Teilnehmenden, darunter auch Jens Marco Scherf, Landrat, für eine Reduzierung der Arbeitszeit für Frauen und Männer auf ca. 30 Stunden, damit sich beide gleichberechtigt um ihre Kinder und den Haushalt kümmern könnten, denn auch für Männer sei es wertvoll, Zeit mit den Kindern zu verbringen. Außerdem sprachen sie sich aus für eine gesellschaftliche Anerkennung der Männer, die sich primär um Kinder und Haushalt kümmerten und für eine bessere Anerkennung der Erziehungsarbeit bei der Rente. Gute Kinderkrippen, Kindergärten und Ganztagsschulen tragen ebenfalls zu einer verbesserten Situation für Frauen bei. Es kamen aber auch ermutigende Signale an die Frauen. Sie sollten bei Gehaltsverhandlungen selbstbewusster sein und nicht zu wenig Geld fordern.

Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: Die Männer müssen einen Schritt zurück und die Frauen einen Schritt nach vorne gehen. (Autorin: Petra Münzel)

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