Renetten, Steinkautz und Schlingnatter Oktober 4, 2015Februar 7, 2019 Grüne machen sich ein Bild über Streuobstwiesen Klingenberg. Organisiert vom Klingenberger Ortssprecher Harald Fischmann besuchten Mitglieder und Sympathisanten von Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Rahmen einer Bezirksveranstaltung am 27.09.2015 den Obstkulturpark Bayerischer Untermain e.V. in Trennfurt. Eine Art Arche Noah für einheimische Apfelsorten wurde den Veranstaltungsteilnehmern von den beiden Führern Helga Amrhein und Rainer Wöber präsentiert, denn ein Hauptanliegen des Projekts ist es, regionale Obstsorten und damit die genetische Vielfalt zu erhalten. Dass dies nicht einfach ist, erklärte der Gründungsvorsitzende und Großheubacher Bürgermeister Günther Oettinger in seiner Begrüßung: „Die alten Obstbauern sterben weg und die Jungen kennen die alten Sorten nicht mehr.“ Dass ihm der Erhalt alter Kulturlandschaften mit ihrer hohen Artenvielfalt am Herzen liegt, dokumentierte Landrat Jens Marco Scherf mit seiner Teilnahme an der Wanderung, die vom Klingenberger Bahnhof aus startete, und der Führung durch den Obstkulturpark. Bei letzterer erfuhr er und die anderen von Rainer Wöber, dass es auch am Standort in Trennfurt Probleme gibt, da ein Teil des Areals jahrelang als Maisfeld gebraucht wurde, was den Boden extrem ausgelaugt hat. Resultat ist, dass die Bäume an diesem Standort viel kleiner sind, als die zeitgleich gepflanzten Exemplare. Unter den insgesamt über 400 Hochstämmen vor Ort finden sich Sorten, die teilweise bereits über 150 Jahre am bayerischen Untermain zu Hause sind, u.a. Baumanns Renette, Danziger Kantapfel, Gewürzluiken, Jakob Lebel, Kaiser Wilhelm, Landsberger Renette, Riesenboikenapfel, Winterglockenapfel, Bürgstädter Roter, Miltenberger Schöner, Trierer Weinapfel und natürlich de Trennfurter Renette. Vollständig ausgebaut sollen im Park einmal 500 Obstbäume stehen, neben Äpfeln auch Birnen, Zwetschgen, Pflaumen, Kirschen und Nüsse. Problematisch für die Auswahl: Viele identische Sorten haben in den einzelnen Ortschaften unterschiedliche Namen. Rainer Wöber hält die Sammlung trotzdem noch nicht für abgeschlossen: „Wir freuen uns über jede neue alte Sorte, die uns gebracht wird. “Auf der Wunschliste ganz oben steht der Rücker Blaue, der den Vereinsmitgliedern nur aus älteren Beschreibungen bekannt ist. Doch nicht nur um den Obstanbau geht es dem Verein, was die zahlreichen Schautafeln zur Tierwelt auf dem Gelände belegen. Zum Erhalt der Artenvielfalt in der Fauna wird nicht jeder alte Baum sofort gefällt, da deren Asthöhlen zum Beispiel für den Steinkautz als Nistplatz dienen können. Außerdem hängen überall Nistkästen und neben einem Heckenbiotop für allerlei Getier findet sich eine mit Buntsandsteinen eingefasste Sandkuhle als Lebensraum für Zauneidechse und Schlingnatter. Eine Imkerin hat zudem Bienenkästen auf dem Gelände aufgestellt, ein Bienenschaukasten ist in Planung. Bevor die Veranstaltung mit der Verkostung von Apfelsaft, -wein und -secco ihren feuchtfröhlichen Abschluss fand, warben Helga Amrhein v.a. bei den anwesenden Lehrern darum, das Führungsangebot mit ihren Klassen zu nutzen und Rainer Wöber um Mitglieder, die mit einem Jahresbeitrag von zehn Euro eine Baumpatenschaft übernehmen können. Die Worte zeigten Wirkung: Harald Fischmann erklärte in Absprache mit Kreissprecherin Petra Münzel für den Kreisverband von Bündnis 90/DIE GRÜNEN den Beitritt in den Verein. Autor: Harald Fischmann, Pressesprecher