So gelingt die Energiewende

Zum Vortrag „Erneuerbare Energie für Klimaschutz und Unabhängigkeit von russischer Energie“ mit dem Energieexperten Hans Josef Fell konnte Stadt- und Kreisrätin Petra Münzel am Montag, 10.10.2022 zahlreiche Interessierte in der Frankenhalle in Erlenbach begrüßen.

Der Referent Hans Josef Fell war von 1998 bis 2013 Grünes Mitglied des Bundestags und ist jetzt Präsident der Energywatchgroup, einer unabhängigen und gemeinnützigen Vereinigung, die sich dafür einsetzt, politisches Handeln für Erneuerbare Energien und Klimaschutz weltweit zu beschleunigen – durch wissenschaftliche Analysen, Politikberatung und Dialog.

In seinem Eingangsstatement wies Jens Marco Scherf, Landrat, auf die vielfältigen Initiativen im Landkreis und in der Region Bayerischer Untermain hin. So habe man im Regionalen Planungsverband bereits die Weichen gestellt für die im „Wind-auf-Land-Gesetz“ geforderte Ausweisung von 1,8% der Regionsfläche für Windkraft. Der Ausbau der Windkraft sei ebenso wie der Ausbau der PV-Anlagen und anderer Formen regenerativer Energie dringend notwendig, nicht nur um die Bevölkerung, sondern auch die zum Teil energieintensive Wirtschaft im Landkreis sicher mit regenerativer und damit günstiger Energie zu versorgen.

Hans Josef Fell machte die Dringlichkeit einer konsequenten Energiewende deutlich. “Wenn wir Klimaschutz wegen der vielen aktuellen Krisen zurückstellen, brauchen wird danach nichts mehr zu machen. Ziele wie eine Klimaneutralität erst bis zum Jahr 2050 führen direkt in die unbeherrschbare Heißzeit der Erde“, warnte Hans Josef Fell.
Außerdem wären die heutigen Krisen wie die Energiekrise, die Energiepreissteigerungen, die Inflation und die Gesundheitskrisen verbundene Krisen, die ihre tiefere Ursache in unserem fossil atomaren Energiesystem hätten. Und: Wo das Erdöl sei, sei auch meistens Krieg. Um Wind und Sonne könne kein Krieg geführt werden, um fossile Energie schon. Der Inflationstreiber sei im Moment die fossile Energie und deren Preise explodieren schon seit April 2021 nicht erst seit dem Beginn des Ukraine Krieges.
Hans Josef Fell räumte auch auf mit dem Märchen vom billigen Atomstrom. Es ist der Wind und die Sonne, die die Energiepreise senken.

Er machte dies deutlich am Strombörsenpreis vom 17.09.2022, einem Tag mit viel Wind und Sonne. Er verglich die Börsenpreise von Deutschland mit Frankreich und England, zwei Staaten mit einem hohen Anteil an Atomstrom. So kostete der Strom an der Börse in Deutschland 6,9 ct/kWh, in Frankreich 22,6ct/kWh und in England 21,8ct/kWh.

Sein Fazit: Aus unseren Krisen gibt es nur einen Ausweg und dieser lautet: 100 Prozent heimische erneuerbare Energie.

Hans Josef Fell (https://www.energywatchgroup.org/de/)

Dies bedeute auch die Befreiung von geopolitisch gefährlichen Abhängigkeiten, wie zum Beispiel die von Russland.

Hans Josef Fell machte aber auch Mut.

Technisch und ökonomisch sei die Energiewende hin zu 100 Prozent heimischer erneuerbarer Energie bis 2030-35 machbar, der politische Wille müsse aber da sein. Dieser habe allerdings in der Vergangenheit gefehlt. Im Gegenteil: Durch politische Entscheidungen in der Vergangenheit seien der Ausbau der regenerativen Energien sogar massiv behindert worden.

Die Ampelkoalition habe diesen Willen zur Energiewende.  Neben dem Ausbau von regenerativen Energien müsse aber auch die Energieeffizienz gesteigert, Energie eingespart und Ressourcen recycelt zu werden. Wie verschwenderisch wir bisher mit wertvollen Ressourcen umgehen, machte er an einem Beispiel klar: Mülldeponien hätten eine größere Golddichte als die südafrikanische Goldminen.

Wie der Umbau gelingen könne, machte Fell anhand von vielen Beispielen deutlich. Windkraft-, Wasserkraft- und Photovoltaikanlagen können nicht nur neu gebaut werden, die Leistungskraft bestehender Anlagen kann gesteigert werden. Unter Freiflächenphotovoltaikanlagen könne Landwirtschaft betrieben oder eine Bienenweide angelegt werden, Autobahnen können überbaut und an jeden Balkon eine kleine PV-Anlage angeschlossen werden. Auch Biogasanlagen müssen verstärkt errichtet werden, die mit Reststoffen, Gülle, Naturschutzmahd oder Straßenbegleitgrün betrieben werden.

Er machte auch Vorschläge, wie die Schwankungen von Solar- und Windstrom ausgeglichen werden.

Und das alles müsse in ein vernetztes System eingebunden werden, mit einem Netzausbau vor Ort. Fell setzt dabei auch auf ein starkes Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Dafür müsse aber auch der gesetzliche Rahmen entsprechend gesetzt werden. (Text: Petra Münzel/Foto: Werner Billmaier)

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