Rad-Bus-Bahn stärken – Die Mobilität der Zukunft

Der Kreisverband von Bündnis 90/DIE GRÜNEN lud ein zu einem Gespräch über die Mobilität der Zukunft mit Landrat Jens Marco Scherf und dem Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir und 200 Menschen kamen am Dienstag, 21. Januar 2020 ins Musicum in Niedernberg, um zu hören und vor allem um mitzudiskutieren.

Landrat Jens Marco Scherf hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept, das nach seiner festen Überzeugung ein vielfältiges sein muss mit den Verkehrsträgern Rad – Bus – Bahn und Auto.

Radwegekonzept des Landkreises

Zukunftsweisend sei das Radwegekonzept des Landkreises, das sowohl Vorschläge für Maßnahmen des Landkreises beinhalte als auch für jede einzelne Gemeinde. Diese würden nicht nur die Bedürfnisse des Tourismus berücksichtigen, sondern vor allem auch die Anliegen der hier Wohnenden, so Jens Marco Scherf.

Bus- und Bahnverbindungen verbessern

Ein großes Anliegen an dessen Verwirklichung er arbeite sei eine gute Bus- und Bahnverbindung mit einem verbesserten Takt auch am Abend und am Wochenende. Erfreut zeigte er sich über die langfristige Perspektive, dass die Maintalbahn elektrisch fahre werde. Dies sei die Voraussetzung für ein umsteigefreies Fahren nach Frankfurt am Main und komme sowohl den Pendler*innen als auch den Reisenden zugute. Eine weitere große Zukunftsaufgabe ist die tarifliche Integration in den Rhein – Main – Verkehrsverbund, die er gerne in der Zukunft anpacken wolle.

Güterverkehr auf die Schiene

Landrat Jens Marco Scherf wies in seiner Eingangsrede auch daraufhin, dass der Landkreis Miltenberg ein industriebetonter Landkreis sei und dass man 12 000 bis 13 000 LKW – Fahrten  pro Jahr auf die Schiene bringen könnte. Unter anderem hätte das Unternehmen OWA in Amorbach großes Interesse daran. Um hier ein Umsteigen vom LKW auf die Bahn zu erreichen, müssten allerdings die gesetzlichen Bedingungen geändert werden. So bekämen die Firmen eine 100 prozentige Förderung, wenn diese einen Anschluss an die Straße brauchten, allerdings nur 50 Prozent wenn diese einen Anschluss an die Schiene bräuchten.

Verantwortungsvoller Ausbau der E-mobilität

Cem Özdemir, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur verwies auf die politische Verantwortung für den bisherigen Vorrang der Straße vor den Verkehrsträgern Rad, Bus und Bahn. So hätten in den letzten Jahrzehnten die CSU – Bundesminister Ramsauer, Dobrinth und Scheuer die Weichen falsch gestellt.

Was das Auto betreffe, so würde eine andere Antriebstechnik allein die vielfältigen Probleme nicht lösen, so der Verkehrspolitiker.  Es müssten insgesamt weniger Autos auf den Straßen unterwegs sein, allerdings sei er auch davon überzeugt, dass gerade auf dem Land das Auto weiterhin eine Rolle spielen werde. Diese müssten allerdings elektrisch betrieben werden. Er negierte dabei nicht die Problematik der Seltenen Erden und der damit verbundenen sozialen, politischen und ökologischen Probleme. „Es ist klar: Wir müssen kritisch bleiben. Die E-mobilität muss besser werden, die Batterien müssen besser werden und die Seltenen Erden müssen recycelt werden“, so Cem Özdemir. Die Verbraucher*innen sollten aber bei aller Kritik nicht vergessen, dass auch das Erdöl zum allergrößten Teil aus diktatorischen Systemen komme und große soziale und ökologische Probleme aufwerfe.

Lebendige Diskussion

Von Steffen Scharrer, dem 1. Vorsitzenden des Bundes Naturschutz im Landkreis Miltenberg, auf die Umgehungsstraße in den Sulzbacher Mainauen angesprochen, antwortete er, dass ihm hier zwar das Detailwissen fehle und er eigentlich nur ins Fettnäpfchen trete könne, aber dass das generelle Problem sei, dass der Ziel- und Quellverkehr nicht mit einer Ortsumgehung zu lösen sei. Und: „Man kann dem Stau nicht hinterher bauen“ so seine feste Überzeugung.

Und er zeigte sich auch davon überzeugt: „Wenn wir es mit der Verkehrswende schaffen wollen, müssen wir die erneuerbaren Energien massiv ausbauen“, so Cem Özdemir.

Bereichert wurde die Veranstaltung durch eine sehr lebendige und auf beiden Seiten sehr sachkundige Diskussion. (Text: Petra Münzel, Foto: Werner Billmeier)

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