Gute Bildung für alle – Bildungspolitik in einer Einwanderungsgesellschaft

„Bildung, die für die Kinder von EinwandererInnen gut ist, ist für alle Kinder gut,“ war das Fazit der Veranstaltung mit dem bildungspolitischen Sprecher der Grünen im bayerischen Landtag Thomas Gehring, die am Donnerstag, 14. April 2016 im Bürgerkeller in Erlenbach stattfand.

Nicht erst mit der Aufnahme von Flüchtlingskinder in unsere Schulen wurde klar, dass in einer Schulklasse große individuelle Unterschiede zwischen den einzelnen Kindern herrschen und dass das Denken in Gleichförmigkeit eigentlich absurd ist. Mit der Aufnahme von geflüchteten Kindern wird dies aber in allen Schulen sehr deutlich. Es ist wie ein Lackmustest für die Heterogenität, wie Roland Arnold die Situation treffendbeschrieb.

Auch dass wir ein Einwanderungsland sind, ist nicht erst seit letztem Jahr Fakt. Die bayerische Gesellschaft ist schon seit vielen Jahrzehnten eine Einwanderungsgesellschaft – man denke hier nur an die so genannten Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen, die ab den 1960er Jahren zu uns kamen.

Wir sind Einwanderungsland und werden auch eines bleiben, so Gehring. Daher sei es notwendig, dass alle Maßnahmen und Strukturen auf Dauer angelegt werden.

Bündnis 90/DIE GRÜNEN schlagen folgende Maßnahmen vor:

  • Das Fach Deutsch als Zweitsprache soll nicht nur in der Anfangszeit des Schulunterrichts angeboten werden, sondern über mehrere Jahre hinweg, auch in den weiterführenden Schulen. „Bis ein Kind mit Migrationshintergrund nicht nur Deutsch als Alltagssprache beherrscht, sondern über ein tieferes Verständnis verfügt, dauert es mindestens acht Jahre“, so Thomas Gehring.
  • Die Herkunftssprachen der Kinder und Jugendlichen sind ein Schatz. Daher sollen sie als 2. Fremdsprache an den weiterführenden Schulen anerkannt werden.
  • Die Lehrkräfte müssen auf Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen vorbereitet werden.
  • In der Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte muss der Umgang mit Heterogenität gelernt werden.
  • Die Lehrerbildung muss sich am Alter der Kinder orientieren und nicht nach den Schularten. So wären die Lehrkräfte auch flexibler in den unterschiedlichen Schularten einsetzbar.
  • Auch die Schulstrukturfrage stellt sich neu. Warum soll ein geflüchtetes Kind, das in seiner Heimat eine weiterführende Schule besucht hat, dies nicht auch von Anfang an bei uns tun?
  • Es stellt sich auch die Frage, wieviel Zeit ein Kind in der Schule ist. Thomas Gehring plädierte dafür, die Zahl der gebundenen Ganztagsschulen massiv auszubauen.
  • Wichtig ist auch eine Berufseinstiegsbegleitung, nicht nur für die Kinder von Geflüchteten.

In der Diskussion wurden weitere Forderungen laut, wie

  • bedeutend mehr FörderlehrerInnen in den Schulen, um der Heterogenität Rechnung zu tragen
  • Anerkennung von Kindertagesstätten als Bildungseinrichtungen

Landrat Jens Marco Scherf stellte kurz die Bildungsaktivitäten des Landkreises vor.

  • Ausbildungsinitiative Asyl
  • Bewerbungsverfahren zur Bildungsregion
  • Einrichtung von Familienstützpunkten
  • Jugendsozialarbeit an Berufsschulen
  • Kooperationsvereinbarung „Jugend stärken“ mit zum Beispiel der Arbeitsagentur, Jobcenter und Kommunen

Autorin: Petra Münzel, Schriftführerin & Fraktionsvorsitzende

 

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