Bewusstsein schärfen für Kaffee und Kamelle

Grüne wollen fairen Handel im Landkreis fördern

Klingenberg. Nach dem Willen der Bündnisgrünen soll aus dem Landkreis Miltenberg ein Fairtrade-Landkreis werden. Auf der letzten Kreisversammlung in Trennfurt zeigten sich die anwesenden Mitglieder und Sympathisanten von der Idee begeistert. Einziger Haken: Neben 28 Geschäften müssen landkreisweit auch 12 gastronomische Betriebe gefunden werden, die dauerhaft zwei Faitrade-Produkte anbieten. Dabei geht es nach den Worten von Kreissprecherin Petra Münzel nicht um ein bloßes Etikett, sondern um eine „Initialzündung“ für einen Beitrag zu einer gerechteren Welt.

Vorbild der Kampagne ist Mömlingen, das als erste Kommune im Landkreis mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet wurde. Deswegen war zur Kreisversammlung auch das dortige Mitglied der Steuerungsgruppe Robert Faust eingeladen, der bereits über 40 Jahre Erfahrung in der Eine-Welt-Bewegung aufzuweisen hat. In seinem Vortrag machte er ebenfalls klar, dass die Verleihung eines solchen Siegels die „Welt nicht glücklicher macht“. Die Kampagne „Fairtrade Towns“ sieht er aber als gelungenen „Türöffner“ für alle Beteiligten in Sachen gerechterer Weltwirtschaft. Ziel müsse sein durch die Zahlung fairer Preise an Arbeiter und Produzenten aus weniger entwickelten Staaten weltweit zur Förderung würdiger Lebensbedingungen beizutragen. Dass hier noch einiges nachzuholen ist belegte Faust durch die Statistik. In Deutschland wurden 2014 durchschnittlich pro Kopf nur 10,26 Euro für fair produzierte und gehandelte Produkte ausgegeben, was nur einem halben Prozent des Lebensmittelmarktes entspricht. Der Löwenanteil entfällt dabei mit über 40 Prozent auf Kaffee. Durch die engagierte ehrenamtliche Arbeit im Mömlinger Eine-Welt-Laden, der seit 27 Jahren existiert, ist der Pro-Kopf-Anteil der Mömlinger auf über 17 Euro gestiegen. Produkte wie Mangolikör eines Mömlinger Herstellers, Eis aus fairen Zutaten in der örtlichen Eisdiele, aber auch die Verwendung fair gehandelter Kamelle während des Karnevalsumzugs leisten ebenfalls ihren Beitrag.

Laut Aussage Fausts muss der Landkreis für eine erfolgreiche Bewerbung folgende Kriterien erfüllen: Neben dem erwähnten Angebot in Handel und Gastronomie müssen Fairtrade-Kaffee im Landratsamt Einzug halten, eine Steuerungsgruppe gebildet, in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen Bildungsangebote zum Thema „fairer Handel“ implementiert und die öffentlichen Medien für eine regelmäßige Berichterstattung gewonnen werden.

Problematisch für einige Anwesende: Wie umgehen mit der Spannung zwischen der Bevorzugung ökologisch produzierter regionaler Produkte und der Solidarität mit Erzeugern aus weniger entwickelten Staaten? Auch hier hatte Faust ein passendes Beispiel. Mit dem in Mömlingen produzierten Apfel-Mango-Saft aus lokalen Äpfeln und fair gehandeltem Mangomus sei der Spagat gelungen.

Autor: Harald Fischmann, Pressesprecher

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