Nationalpark Spessart als Chance für den Naturschutz und die Region Januar 30, 2017Februar 7, 2019 Gut 30 Teilnehmende trafen sich auf Einladung des Kreisverbandes Miltenberg von Bündnis 90/DIE GRÜNEN am Samstag, 28.02. 2017 zu einer Exkursion im Hochspessart, um sich zum Thema „Nationalpark im Spessart“ aus Naturschutzsicht zu informieren. Michael Kunkel, Vorsitzender des Bundes Naturschutz Heigenbrücken und ausgewiesener Kenner des Spessarts, Dr. Steffen Scharrer, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz im Landkreis Miltenberg und Hartwig Brönner, Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz im Landkreis Main–Spessart führte die Gruppe, darunter auch die Bundestagskandidatin der Grünen Sabine Stellrecht-Schmidt und den Landtagsabgeordneten Thomas Mütze, in den sogenannten Heisterblock bei Rohrbrunn. Mit seinen 350- bis 420 Jahre alten Eichen und etwa 180-jährigen Buchen ist dieser Waldbestand einer der ältesten und artenreichsten Wälder Mitteleuropas außerhalb der Alpen. Fast nur hier und in wenigen kleinen Naturschutzgebieten liegen in einer Größenordnung von nur rund 400 Hektar außergewöhnliche Hotspots der Artenvielfalt, die auch durchwissenschaftliche Forschungen der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Bayern belegt sind. Ihr viel zu kleines und isoliertes Vorkommen im Wäldermeer des Spessarts bedroht allerdings den genetischen Austausch und damit den Fortbestand der nur noch sporadisch vorhandenen Urwaldreliktarten. Nach Überzeugung von Michael Kunkel hätte der Spessart aufgrund seiner naturnahen Baumartenzusammensetzung das Potential, sich auf deutlich größerer Fläche zu einem der größten und ökologisch wertvollsten Laubwälder Deutschlands zu entwickeln. Die jetzt schon herausragenden Schutzgebiete könnten als Spenderflächen für die Ausbreitung seltener Arten dienen. Der regulär bewirtschaftete Wald stehe allerdings unter einem enormen wirtschaftlichen Druck, weshalb der Berücksichtigung von Naturschutzbelangen enge Grenzen gesetzt sind. Gerade die für die Artenvielfalt unverzichtbaren Alters- und Zerfallsphasen fallen im Wirtschaftswald fast komplett aus. Unter diesem Aspekt seien viel zu kleine Waldflächen geschützt, auf denen zum Beispiel uralte Buchen und Eichen stehen dürfen. „Für uns Naturschützer gehört die Eiche selbstverständlich zu einem Nationalpark. Ihre Förderung gegenüber der Buche wäre durch eine entsprechende Nationalparkverordnung leicht zu regeln. Im Gegensatz zum Wirtschaftswald könnte die Eiche dann aber ihr natürliches Lebensalter erreichen und ihr ökologisches Potential erst richtig entfalten“, so Michael Kunkel. Auf die Bedeutung der Artenvielfalt ging Hartwig Brönner ein. Der wirtschaftliche Wert von Artenvielfalt sei enorm, betrachte man zum Beispiel die Bedeutung von pflanzlichen Arzneimitteln oder von bestäubenden Insekten. Er bezeichnete ein gesundes Ökosystem als unsere Lebensbasis. Das gelte auch für den Wald. Jedes kleine Glied habe seine Bedeutung. Ein kleines Schutzgebiet sei zwar besser als nichts, reiche aber nicht aus, da auch eine genetische Vielfalt notwendig sei. Daher sei ein größeres Schutzgebiet notwendig. Mit eindrucksvollen Fotos zeigte Michael Kunkel die Schönheit und die Vielfalt von Pilzarten, die aus Holz wachsen. Bei der Buche gebe es zum Beispiel 750 verschiedene Pilzarten, bei der Eiche bis zu 350. Steffen Scharrer plädierte für Naturwälder auch als Erfahrungs- und Erlebnisraum für künftige Generationen und betonte die Chance für die Gemeinden im Landkreis Miltenberg, die von einem naturnahen Tourismus profitieren könnten. „Was passt besser in ein „Räuberland“ als die Wildnis eines Nationalparks?“ so Steffen Scharrer. Abschließend betonte Petra Münzel, Fraktionssprecherin der Grünen im Kreistag Miltenberg, die große Chance, die für den Naturschutz und die Region in einem Nationalpark liegt und zeigte sich überzeugt, dass sich die offenen Fragen und kritischen Punkte klären und lösen lassen. Autorin: Petra Münzel